School Workshop

Upcycling, Design und Lernen auf Augenhöhe: Social & creative Entrepreneurship by Sanchali

Auf „Indische Wirtschaft“ berichten wir meist von den Chancen des Wachstumsmarkts, insbesondere in den urbanen Zentren, wo sich die (neue) Mittelklasse gerade den amerikanischen Traum erfüllt. Die Globalisierung machte es möglich, dass heute gut 100 Millionen Inder verdienen und konsumieren wie im Westen.

Zwei Drittel der Bevölkerung leben aber immer noch in den Dörfern, wo die Zeit seit dem Mittelalter still zu stehen scheint. Dort gibt es keine Infrastruktur, weder Jobs noch Zugang zu akzeptabler und zeitgemäßer Bildung. Die klein-teilige Landwirtschaft ermöglicht den Menschen maximal ein bescheidenes Auskommen. Die Frauen leiden besonders unter der dort herrschenden Armut und sind in der Mehrzahl wirtschaftlich von ihren Ehemännern anhängig.

Indische Frau beim Handwerken
Indische Frau beim Handwerken

Die Frauen in den gezählten 600.000 Dörfern Indiens haben aber ein unglaubliches kunsthandwerkliches Geschick, das von Generation zu Generation weiter gegeben wird. In jeder Region, vielleicht sogar jedem Dorf, gibt es eigene Kunstformen, Materialien, Techniken und Designs, die einzigartig sind. Diese kulturelle Vielfalt ist der breiten Masse der urbanen Bevölkerung Indiens aber nicht bewusst. In Mumbai, Delhi oder Bangalore kennt man auch nicht viel mehr als die Kissen-Überzüge aus Gujarat, Wall-Hangings aus Rajastan, Messingsfiguren aus Uttar Pradesh oder Pappmaché-Produkte aus Kashmir. Indien hat aber wesentlich mehr zu bieten als diese stereotypen kommerzialisierten kulturellen Artefakte.

Dakshayini (Daksha) Gowda interessiert sich seit ihrer Kindheit für diese einzigartigen Kunstformen ihrer Heimat. Daher studierte sie in Bangalore erstmals Kunst und arbeitete später als Designerin, was sie aber nicht vollends zufrieden stellte. Daher entschied sie in Gujarat Archäologie und Museumskunde zu studieren
. Außerdem begann sie Indien intensiv und in den hintersten Winkel zu bereisen und sich für die sozialen Probleme in ihrer Heimat zu interessieren. Was damals nicht unbedingt als logischer und stringenter Karriereweg aussah, macht aus heutiger Sicht absolut Sinn.

Women Empowerment, Einkommen, Upcylcing, Bildung und Kultivierung einzigartiger Kunstformen

Daksha machte es sich einerseits zur Aufgabe dieses einzigartige Kunsthandwerk aus den Dörfern auch in den Städten bekannt zu machen. Dabei geht es ihr darum Bewusstsein für das kulturelle Erbe Indiens zu schaffen, das in der kommenden Generation zu großen Teilen verloren gehen könnte. Andererseits will sie den Frauen in den Dörfern die Möglichkeit geben durch die Vermarktung ihrer Kunstwerke Einkommen zu erzielen und Zugang zu Bildung und Gesundheitsdienstleistungen geben.

Daher gründete Daksha 2007 die Organisation Sanchali (Sanskrit: “Bewegung”), mit dem Anspruch, indische Kunst bewegen, beleben, verstehen und erklären, in das neue, moderne Indische Leben zu integrieren, Verbindungen zu schaffen zwischen alt und neu, Stadt und Land, Ost und West, reich und arm.

School Workshop
Sanchali Workshop

Eines der Kernelemente von Sanchali sind innovative Bildungsangebote für Kinder und Frauen am Land. Ein fahrendes Museum voller reproduzierter Fundstücke der Industal-Hochkultur zieht zu abgelegenen Dorfschulen. So kommen die Kinder zum ersten Mal mit einem Museum und ihrer eigenen uralten Geschichte in Kontakt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Spielerisch wird z. B. in Sandkisten gegraben, etwas gefunden, dokumentiert und eine alte Vase wird wieder zusammengefügt. Daksha geht es um gegenseitiges Lernen auf Augenhöhe. Denn die Frauen haben auch eine Menge Wissen und Fertigkeiten, die nur ganz wenigen Menschen bekannt, und damit wertvoll, sind.

Um diese oder ähnliche Bildungsangebote zu finanzieren entwickelte Daksha die Sanchali- Schmuck-Kollektion. In Gownipalli, einem kleinen Dorf an der Grenze von Karnataka und Andra Pradesh wird Daksha’s Design und lokale Materialien (zu großen Teilen aus Abfall) kombiniert, recycled und die Frauen damit empowered. Bei der Entwicklung ihrer Designs versucht Daksha alte Materialien wie Saris und Stoffreste zu recyclen. Damit ergibt es für die Frauen eine Einnahmequelle und damit finanzielle Unabhängigkeit und Selbstvertrauen. Diese Produkte versucht Daksha in den Städten Indiens bekannt zu machen. Seit Sommer 2012 lebt und arbeitet Daksha aber vorwiegend in Wien, wo sie sie Sanchali- Schmuck-Kollektion immer wieder ausstellt und zum Verkauf anbietet. Mehr Information finden Sie auf Ihrem Blog www.sanchali.org

Sanchali- Schmuck-Kollektion

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler