Bedrohung von Natur und indigenen Völkern durch die fortschreitende Industrialisierung

Der Fluss Damodar durchfließt den zentralindischen Bundesstaat Jharkhand und ergießt sich später in den Hoogly River, der bei Kolkata mit dem Ganges ins Meer mündet. Das Karanpura Valley ist der Name des Flusstales, das von der Damodar durchzogen wird. In der Sprache der UreinwohnerInnen heißt die Damodar noch immer Damuda, das bedeudet: heiliges Wasser (damu=heilig, da=Wasser).

Das Tal der Damuda ist Lebensraum von über einer Million Menschen, großteils Adivasis (UreinwohnerInnen Indiens). Das fruchtbare Tal bietet den BewohnerInnen der Dörfer ein Leben in Würde und Selbstbestimmung mit allem, was dazu notwendig ist. Seit mehreren tausend Jahren leben die Oraon, Ho, Munda, Santhal oder Kondh, um nur einige der klingenden Namen zu nennen, im Karanpura Tal. Es ist ihr angestammter Lebensraum.

Das Leben in den Dörfern vollzieht seit Generationen im Rahmen eines gemeinschaftlich entwickelten Sozialsystems, das nicht nur Wohlstand kennt sondern auch eine reiche künstlerische Kultur hervorgebracht hat: die Kunst der Khovar und Sohrai Malerinnen. Zu Hochzeiten (Khovar) und zum jährlichen Erntedank (Sohrai) im Oktober bemalen die Frauen einiger Familien die Häuser kunstvoll mit Erdfarben, vergleichbar etwa mit der Kunst der Aborigines Australiens. Seit mehr als 15 Jahren haben sie sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, der TWAC (Tribal Women Artists Cooperative), um mit der Demonstration ihrer Kunst auf ihren bedrohten Lebensraum aufmerksam zu machen und um weltweite Unterstützung für ihren Widerstand zu erreichen.

Die indische Regierung plant, im nördlichen Karanpura Valley, dem Oberlauf des Flusses Damodar, Kohle abzubauen
. Es ist nicht das Glück der dort wohnenden Völker, dass sich unter ihren Wäldern und Feldern massenhaft Kohle befindet. 31 neue Kohletagebaugruben sind das Vorhaben von CCL, Central Coal Limited, der staatlichen Kohleindustrie. Diese Kohle ist zur Befeuerung von Thermalkraftwerken entlang des Flusstals vorgesehen, das somit von totaler Zerstörung bedroht ist und seine BewohnerInnen von Vertreibung. Der industrielle Boom Indiens braucht Bodenschätze für die Autoindustrie, die Stahlherstellung oder auch für die Energie-aufwendigen Aluminiumraffinerien.

Der österreichische Verein „2Rivers Friendship Project – Verein für Menschenrechte und natürliche Lebensräume“ will den Widerstand der ansässigen Bevölkerung unterstützen und sammelt daher Unterschriften gegen die Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraums durch Landraub, industrielle Unternehmungen wie Bergbau, Staudammprojekte, oder durch agroindustrielle Landwirtschaft.

Eine Delegation aus Jharkhand hat auch im März 2011 Österreich besucht und im Rahmen einer Veranstaltung an der Donau in Oberösterreich den Grundstein für eine Allianz gelegt, in welcher sich die Menschen an der Donau für die Erhaltung des Lebensraumes der betroffenen Menschen im Karanpura Tal engagieren. „Zwei Flüsse – Ein Leben“ heißt der Slogan dieser Allianz.

Für mehr Information besuchen Sie die Website http://2riversfriendship.wordpress.com/ oder kontaktieren Sie Frau Elisabeth Költringer von 2Rivers Friendship Project: Tel. 0043 (0)7283 8605, elisabeth.koeltringer@sundial.at

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von

Wolfgang Bergthaler