Unilever setzt auf Indien

Der Konsumgüterriese Unilever glaubt an den wachsenden Wohlstand der rund 1,2 Milliarden Inder und möchte vier Milliarden Euro in indische Tochterfirma investieren
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Der britisch-niederländische Hersteller von Knorr-Suppen, Domestos-Reiniger und Langnese-Eis legte am Dienstag umgerechnet mehr als vier Milliarden Euro auf den Tisch, um seinen Anteil an der Tochtergesellschaft Hindustan Unilever auf 75 Prozent aufstocken. Falls die Hindustan-Aktionäre einschlagen, wäre es die größte Übernahme dieser Art in der indischen Wirtschaftsgeschichte. Mit dem Vorhaben wendet sich Unilever weiter von den kriselnden Konsumgüter-Märkten in Europa und den USA ab.

Die Börsianer scheinen wenig Zweifel zu hegen, dass der Deal gelingen wird. Die Hindustan-Aktien schossen zwischenzeitlich um rund 20 Prozent in die Höhe und kletterten dabei mit 597 Rupien (8,41 Euro) fast auf das Übernahme-Angebot von 600 Rupien.

Unabhängiger von USA und Europa

Seine starke Präsenz in Schwellenländern – mittlerweile macht Unilever dort 57 Prozent seines Umsatzes – hat das Unternehmen zuletzt bereits weitgehend gegen die Konsumflaute in Europa und den USA immunisiert. So verbuchte Unilever zu Jahresanfang in Asien Wachstumsraten von fast zehn Prozent, während der Umsatz in Europa schrumpfte. Vor allem in Südeuropa halten sich die von der Schuldenkrise geplagten Verbraucher zurück oder steigen auf No-Name-Produkte um.

Hindustan Unilever ist schon jetzt der größte Konsumgüterhersteller des Subkontinents. Der Mutterkonzern hält bisher etwas mehr als die Hälfte der Aktien. Unilever ist nur das jüngste Beispiel für eine ganze Reihe von Konzernen, die sich derzeit auf den indischen Markt stürzten. So hatte mit einem ähnlichen Schachzug der britische Arzneimittel-Hersteller GlaxoSmithKline im November für rund 700 Mio. Euro seinen Anteil an einer indischen Konsumgüter-Tochter aufgestockt. Auch andere Branchen wittern in Indien großes Geschäftspotenzial: erst vergangene Woche beteiligte sich die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi an der indischen Jet Airways und die Bekleidungskette H&M kündigte die Eröffnung von zunächst 50 Geschäften an.

Indien hatte Investitionen ausländischer Konzerne lange Zeit beschränkt. Deshalb waren sie dazu gezwungen, Tochterunternehmen zu gründen. Zuletzt öffnete sich das Land jedoch für internationales Kapital.

(APA)

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von

Wolfgang Bergthaler

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