Europäische Union vs. Indische Union

Indien ist was die Europäische Union einmal werden könnte: ein starker Staatenbund mit einer gemeinsamen Identität nach außen, obwohl ein Vielvölkerstaat (innerhalb Indiens ist man entweder Punjabi, Bengali, Tamile, Marathi, Gujarati etc). Trotz der Vielzahl an Kulturen, Sprachen, Ethnien, Religionen und regionaler Unterschiede auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene, liegt gerade in der Vielfalt die Stärke der Nation. Man beschreibt das Wesen der „Indischen Union“ auch oft mit „Unity in Diversity“.

Wirtschaftlich ist die Indische Union ein absolutes Erfolgsmodell und mittlerweile eine globale Macht, die keiner mehr ignorieren kann
. Wenn die indischen Bundesstaaten unabhängig wären, hätte sich kaum ein so dynamisches ökonomisches Umfeld entwickeln können.

In 30 Jahren wird Indien die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sein (nach China und vor den USA). Schon heute ist Indien als Unionsstaat eine der führenden Wirtschaftsmächte. Wenn man die Bruttosozialprodukte der indischen Bundesstaaten vergleicht, dann ist das schon jetzt beeindruckend.

Maharashtra, der wirtschaftlich stärkste Staat Indiens (mit der Finanzmetropole Mumbai als Hauptstadt) hat mit USD 370 Mrd. ein Bruttoinlandsprodukt in der ähnlicher Höhe wie Österreich (Nummer 34 weltweit). Die Wirtschaft von Andhra Pradesh mit der IT- & Software-Hochburg Hyderabad ist gleich groß wie jene von Norwegen. Die meisten Indischen Staaten sind von der Wirtschaftskraft vergleichbar mit den Ländern der Europäischen Union: Tamil Nadu mit Dänemark, Gujarat mit Finnland, Rajastan mit der Slowakei.

International werden die Indischen Bundesstaaten aber kaum als selbständige Wirtschaftsregionen wahrgenommen, sehr wohl aber die Europäischen Staaten. Das deutet darauf hin, dass es in Europa einer stärkeren Integration bedarf, um global mit den USA, China oder Indien mitzuhalten. Sonst ist Österreich als Markt auch nicht interessanter als ein beliebiger Bundesstaat Indiens.

(Wolfgang Bergthaler)

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