Persönliche Erfahrungen: Verkauf digitaler Güter in Indien

In den letzten Wochen habe ich mich unter anderem mit Nischenproduktvermarktung am indischen Markt beschäftigt. Ganz nach dem Vorbild von Tim Ferriss (Die 4-Stunden-Woche) war meine Motivation ein fixes monatliches (Zusatz-) Einkommen zu generieren, ganz ohne zu arbeiten. Zwar füllt auch mein eBook Indien von A bis Z monatlich die Kaffee-Kassa, zielt aber nur auf einen sehr/zu kleinen Nischenmarkt, den man schwer definieren und damit abholen kann.

Um im Internet Geld (ohne Werbung oder Affiliates) zu verdienen, braucht es im Wesentlichen nur einen ausreichend großen Markt (Personen, die explizit nach dem suchen was man selbst anbietet) und die Bereitschaft für das Produkt online zu bezahlen. Letzteres ist dann gewährleistet wenn der Kundennutzen den Preis rechtfertigt.

Da der logistische Aufwand bei digitalen Gütern gleich Null ist, habe ich mich entschlossen ein eBook zu publizieren – diesmal mit einem eindeutigen Kundennutzen und einem klar definierten Markt. Um alle potentiellen Interessenten auch wirklich abzuholen werde ich ein PDF veröffentlichen, anstatt eines Kindle eBooks.

Aus einer Fülle an Ideen habe ich mich für folgende zwei Themen entschieden, bei denen ich den größten Kundennutzen, die höchste Bereitschaft zu bezahlen und damit für mich das beste Geschäft vermutete:

  1. Tutorial „How to Find a Job in Germany“: Deutschland ist für viele Inder immer noch eine Traumdestination zum Arbeiten. Für einen erfahrenen indischen Software Ingenieur ist es eigentlich nicht allzu schwer einen gut bezahlten Job in Deutschland zu finden. Dafür will ich alle notwendigen Informationen (Jobsuche, Bewerbungs-Tipps, Rechtliches/Visum, Interkulturelles) gut strukturiert und übersichtlich in ein Dokument packen, damit es mit der Jobsuche auch wirklich klappt. Diese konkrete Option auf einen Job mit 100.000 EUR Jahresbrutto sollte einem ernsthaft Suchenden schon ein paar Euro wert sein.
  2. Tutorial „How to Get your Date“: Die indische Gesellschaft ist noch immer extrem prüde und tut sich nicht nur mit Sexualität, sondern auch mit vorehelichen Beziehungen ziemlich hart. Trotzdem will die junge urbane Mittelklasse von heute vor der (arrangierten) Ehe durchaus Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sammeln. Dabei geht es letztlich aber gar nicht um ein sexuelles Abenteuer, sondern in erster Linie einfach nur mal um eine ungezwungene Kontaktaufnahme und Umgang mit gleichaltrigen Mädels beziehungsweise Jungs, aus denen sich durchaus auch was persönlicheres/intimeres entwickeln kann. Doch dazu fehlt meist jederlei Wissen, Strategie, Ideen und Mut. Ein Mädchen anzusprechen ist für die meisten Inder schon undenkbar, geschweige denn ein Kinobesuch oder gemeinsamer Ausflug. Das Interesse an “Dating” ist aber verständlicherweise auch in Indien entsprechend groß. Daher sollte ein „Leitfaden für Dating in Indien“ in Form eines eBooks bzw. einer App ein ziemlich Renner sein.

Google’s Keyword Tool verhieß pro Monat zig tausend Suchanfragen pro Thema, bei niedrigem CPC (Cost per Click von etwa 10 Cent). Beide Nischenprodukt-Ideen versprechen also finanziell attraktiv zu sein.

Bevor ich überhaupt begann eines von diesen beiden Büchern zu schreiben, wollte ich erstmals meine obigen Annahmen testen und schauen, wie groß das Interesse an beiden Produkten nun wirklich sei. Zu diesem Zwecke habe ich je eine rudimentäre selbst-gebastelte Landing-Page online gestellt und mit Google AdWords Traffic generiert.

Ich hab jeweils 50 Euro für entsprechende AdWords Kampagnen ausgegeben. Insbesondere die Kennzahlen für workingermany.in waren vielversprechend. Ich hatte knapp 50.000 Impressions, eine Click-Rate von etwa 1%. In Summe konnte ich also 500 Inder für mein Angebot interessieren. Davon hinterließ sogar jeder Fünfte seine e-mail Adresse (damit ich ihn bei Erscheinen des Buches informieren kann). Wenn (davon) nur jeder Vierte das Buch dann auch wirklich kaufen würde, kostet mir die Akquise eines einzelnen Kunden über Google AdWords lediglich EUR 2,00 (10ct x 5 x 4). Das wäre mehr oder weniger (ich vernachlässige der Einfachheit Halber mal die Kosten für Webshop und Steuern) der Break-Even Punkt, zu dem ich das Buch anbieten müsste um meine Kosten zu decken. Diese Idee schien, auf Grund von konkreten Zahlen und Fakten, ein wirkliches Geschäft zu werden und monatlich mehrere hundert bis tausend Euro in meine Kassa zu spülen. Daher machte ich mich, gemeinsam mit Visa & Recruitment-Expertin Barbara Rietzsch sofort dran den Job-Leitfaden fertig zu stellen. Nach gut einer Woche, war es dann auch soweit und ich konnte mein erstes Nischenprodukt endlich launchen.

Mit Sellaround fand ich die einfachste und schnellste Lösung um einen Web-Shop für digitale Produkte zu launchen. Also stellte ich das PDF online und bot es um EUR 9,99 zum Verkauf an. An der AdWords Kampagne änderte ich erstmals nichts, hatte sie mir ja bereits sehr brauchbare Besucherströme generiert
. Ich freute mich also auf die ersten Umsätze. Aber auch im Internet bewahrheitet sich, was bei den Indern immer gilt: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!

(Fortsetzung folgt; Wolfgang Bergthaler)

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Wolfgang Bergthaler

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