Spiele mit Hanuman und Ganesha

Die Videospielindustrie wächst so stark wie kaum ein anderes Segment in der Unterhaltungsindustrie: Mit 56 Milliarden Dollar wurden im vergangenen Jahr von der Branche mehr als doppelt so viel Geld umgesetzt wie von der Musikindustrie; bis 2015 erwartet die Branche weltweite Umsätze in der Größenordnung von 82 Milliarden Dollar pro Jahr. Der größte Markt für Videopspiele liegt in den USA, gefolgt von China – und andere Länder streben mit ihren Produkten ebenfalls auf den Markt: In Indien setzt das Unternehmen Pink Katalyst etwa auf Spiele mit kulturellem Kontext.

So kann man auf der Website www.gameveda.com derzeit in die Rolle verschiedener hinduistischer Götter schlüpfen: Mal springt der Spieler in Form des affenköpfigen Gottes „Hanuman“ im Stil von „Doodle Jump“ durch die Luft; ein anderes Mal wird anhand einer Bild-Fehlersuche erklärt, warum der Gott Ganesha statt eines Menschenkopfes das Haupt eines Elefanten trägt. Weitere Spiele im Kontext anderer Religionen sind geplant.

Bei Flash-Spielen im Web soll es nicht bleiben. Die Gründer, die Brüder Hitesh und Vikram Mehta, wollen vorerst ein gutes Dutzend Spiele entwickeln, und diese ab Anfang 2012 als Apps auf den Markt werfen. „Dann haben wir die Entwicklungsarbeit hinter uns und können uns voll und ganz auf das Marketing konzentrieren“, sagt Vikram Mehta
. Über das Pricing wird noch diskutiert; wahrscheinlich ist, dass man auf Masse setzt und sie Spiele um rund einen Dollar pro Stück verkauft. Der Zielmarkt ist international: „Wir wollen die Spiele sogar ins Deutsche übersetzen“, sagt Hitesh Mehta. Schon jetzt ist das Team international vernetzt: Einen Freelancer hat Pink Katalyst in Japan, einen weiteren in Spanien. In ihrem Büro in Bombay sitzt ein französischer Praktikant, der beim Programmieren unter die Arme greift.

Derzeit kommt der Umsatz aus einem früheren Projekt: Mit der Website www.singchana.com ermöglichen die Unternehmer im karaokeaffinen Indien das Praktizieren von Karakoke-Partys on-demand in einem Browser-Fenster – die Spieler brauchen keine aufwändige Hardware mehr, sondern lediglich ein Mikrofon und eine Internetverbindung. Dieses Projekt wird finanziert durch Werbung auf der Website und Auftragsarbeiten: Für Konzerne ermöglichen die beiden Brüder Karaokepartys als Firmenfeiern.

Doch warum französische Programmierer und Freelancer in anderen Teilen der Welt? Ist nicht gerade Indien für seine IT-Kenntnisse weltbekannt. Vikram Mehta lächelt und erinnert sich an die Zeit, als die Firma kurz vor dem Aus stand: „Wir selbst haben keine IT-Kenntnisse und die Absolventen der Colleges wollten nur zu erfahrenen Firmen, nicht zu Start-Ups.“ Dann zeigt er auf ein Foto an der Wand, das die beiden Entrepreneure mit einem Deutschen zeigt: „Ein Programmierer, der in Indien als Backpacker unterwegs war“, sagt er: „Als er uns kennen lernte, kündigte er seinen Job in Deutschland und steckte bei uns ein halbes Jahr in die Entwicklung von Singchana.“ Auch heute, so sind sich die Brüder einig, freut sich das Unternehmen über Bewerbungen aus Europa.

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von

Wolfgang Bergthaler

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