Das Geschäft mit der Spiritualität

Diese Woche erreichte eine faszinierende Meldung unsere Reaktion: So mancher Verlust durch Aktien im Rahmen der Finanzkrise, überhaupt schlechte Geschäfte allgemein, hätten leicht vorhergesehen werden können. Der Grund dafür ist laut Bhaskar Jyotish, Autor des “Market Reports” klar: Kollege Bergthaler, der das Email erhalten hat, hat den Fisch im Aszendenten, und darüber steht Jupiter. Im Fünften Haus hat er das Sternzeichen Krebs, dummerweise beherrscht vom Mond.

Doch keine Sorge, laut Jyotish ist nicht alles verloren: Um 1750 Rupien (30 €) wird dem Kollegen angeboten, sich ein Horoskop erstellen zu lassen, um demnächst bei Geschäften nicht mehr in die Sternenfalle zu tappen. Trotz 30 Prozent Rabatt lehnten wir das Angebot ab.

Scharlatane sind in  Indien keine Seltenheit. Und nicht selten geht es darum, Ausländer über den Tisch zu ziehen
. Der Autor dieser Zeilen weilte etwa einst in Jaipur, Bundesstaat Rajasthan; um der Hektik der Großstadt für ein paar Stunden zu entfliehen, erklomm er einen Hügel und gelangte zum Tempel des Gottes Surya. Ein Ort, der wirkte wie der Himmel auf Erden: Ruhig, es wehte ein leichter Wind, die Sonne schien; vom Hügel blickte ich hinab auf die Großstadt, um mich herum spielten Kinder. Eine wohlgenährte Priesterin saß auf dem Tempelboden. Ich setzte mich im Schneidersitz zu ihr, sie gab generische Phrasen von sich, die mir in diesem Augenblick sehr weise vorkamen. Mir war klar: Ich möchte diesen Ort fördern und werde ein wenig spenden; sodenn zückte ich meine Geldbörse und gab ihr 50 Rupien. “Nein”, wehrte sie ab: “Gib mir 100.”

Institutionalisierte Geldgier

Das sind kleine Ereignisse, die für sich genommen wenig Schaden anrichten. Kritischer wird es bei sektoiden Strukturen, wie sie etwa rund um das Konzept von “Transzendentaler Meditation” (TM) vorkommen. Die Lehren des Maharishi Mahesh Yogi finden weltweit großen Anklang, zu den bekanntesten Anhängern gehört der Filmregisseur David Lynch. Der Film “David wants to fly” von David Sieveking, der seit Mai in den Kinos läuft, zeigt allerdings, dass es hier um mehr geht als um spirituelle Erleuchtung: TM ist dem Film zufolge eine Geldmaschine, und Lynch ist das Marketing-Maskottchen. “Jogische Flieger”, die angeblich mit reiner Gedankenkraft fliegen können, werden hier ebenso durch den Kakao gezogen wie ein selbsternannter “König von Deutschland”, der mit der Kraft der Jogis ein “unbesiegbares Deutschland” schaffen möchte. Klingt gruselig und phantasiert – ist aber Realität.

Fazit: Der Film selbst ist empfehlenswert; Erleuchtung hingegen ist nichts, was man mit Geld erkaufen kann. Weder vom Hobby-Astrologen, noch von raffgierigen Sekten.  (Stefan Mey)

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von

Wolfgang Bergthaler

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