Erfolgreiches Outsourcing von Software Projekten nach Indien (Experten-Tipps aus der Praxis)

Indien ist seit mehr als fünfzehn Jahren weltweit als kostengünstige Destination für die Auslagerung von IT Projekten (Outsourcing Indien) bekannt. Sie kennen bestimmt die eine oder andere Erfolgsgeschichte, haben aber auch von so manchem gescheiterten Abenteuer mit „IT Outsourcing Indien“ gehört oder interessieren sich gar selbst für dieses Thema, um kurzfristig günstige Ressourcen zuzukaufen.

Grundsätzlich fristet das Thema Outsourcing nach Indien im deutschsprachigen Raum noch immer ein absolutes Schattendasein und wird nur von ganz wenigen Unternehmen genutzt – im Gegensatz zum Angloamerikanischen Raum, wo ein Großteil der IT-Unternehmen die Chancen in Indien produktiv zu nutzen weiß. In den USA, England oder Australien ist das Thema soweit in der Realität angekommen, dass es weder kulturelle noch organisatorische Vorbehalte gibt. Diese Länder sind auch dafür verantwortlich, dass Indien heute über die Hälfte des globalen Offshore Outsourcing Marktes für Software Entwicklungsleistungen repräsentiert
. Im letzten Geschäftsjahr 2013/2014 exportierte Indien nach Angabe des Branchenverbands Nasscom IT-Dienstleistungen im Wert von 86 Milliarden Dollar. Mindestens 700.000 Ingenieure arbeiten in Indien unmittelbar für ausländische Kunden. Schon allein auf Grund der nackten Zahlen kann man also von einem „Proof of Concept“ und „Big Business“ sprechen.

Gründe des Scheiterns für Outsourcing nach Indien

Warum nutzen wir in Deutschland und Österreich die Chance nicht, unseren so sehr beklagten IT-Fachkräftemangel mit preiswerten Ressourcen aus Indien zumindest teilweise zu lindern? Warum ist das Thema Outsourcing Indien in unseren Breiten vorwiegend negativ besetzt? Warum tun wir uns so schwer mit Indien? An der unterschiedlichen Sprache alleine oder der Unfähigkeit der Inder dürfte es aber alleine nicht liegen.

Es gibt in der Tat zahlreiche Negativbeispiele, in denen grundsätzlich „den Indern“ die kollektive Schuld am Scheitern gegeben wird. In der Tat arbeiten deutsche Unternehmen oft leichtfertig mit (international) unerfahrenen Anbietern aus Indien zusammen, dass ein Scheitern oft vorprogrammiert ist. Eines wird aber meist vergessen: Die Verantwortung für die Auswahl eines professionellen Lieferanten liegt auf jeden Fall beim Auftraggeber und ist Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Dieser Artikel versucht die entscheidenden Aspekte einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit nach Indien ausgelagerten Development Teams objektiv darzustellen und ein realistisches Bild zu zeichnen – ohne Indien pauschal zu verurteilen, aber auch ohne unrealistische Erwartungshaltungen zu schüren. Außerdem zeige ich auf, unter welchen Rahmenbedingungen Outsourcing nach Indien qualitative Ergebnisse liefert.

Qualität & Kosten von indischer Software

Auf der einen Seite werben indische Lieferanten und Interessensvertreter etwa mit folgendem Mantra für die Auslagerung von IT Projekten: In Indien gibt es einen unerschöpflichen Pool an erstklassig ausgebildeten, perfekt Englisch-sprechenden und international erfahrenen Ingenieuren, die für einen Bruchteil der Kosten für Sie arbeiten.
Auf der anderen Seite gibt es genug frustrierte Kunden, die schlechte Erfahrungen mit unproduktiven indischen Kollegen oder Unternehmen gemacht haben.
Wo liegt nun die Wahrheit?

Die Welt in Indien ist immer dual: gut und schlecht liegen ganz knapp beisammen und existieren parallel.
Ja, es stimmt, dass es in Indien eine Menge brillante Programmierer und Software-Entwickler gibt, die technisch und kommunikativ internationales Top-Niveau sind. Nur leider gibt es von ihnen viel zu wenig. Natürlich reißen sich alle Unternehmen um diese High-Potentials und zahlen ihnen entsprechend hohe Gehälter. Letztendlich ist der Fachkräftemangel in Indien noch stärker ausgeprägt als bei uns.

Outsourcing nach Indien
Indischer Programmierer

Die indische IT-Branche beschäftigt etwa drei Millionen Personen. Selbst wenn nur zehn Prozent die höchsten internationalen Erwartungen erfüllen, sprechen wir von einer absoluten Zahl von 300.000 indischen Software-Gurus. Nur was ist mit den restlichen 90 Prozent?

Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Indien bei Einkommen/Ausbildung/Fähigkeiten/Qualität/etc eine schmale Spitze und einen soliden Mittelbau. Aber im Gegensatz zu Mitteleuropa gibt es in Indien zusätzlich noch einen großen „Boden“ (der Pyramide) außerhalb unseres gewohnten Maßstabs. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine so große Spannweite zwischen gut und schlecht wie in Indien, welche sich vor allem in Ausbildung, Erfahrung und Einkommen manifestiert.

Ein junger Bachelor of Computer Science von einem unbedeutenden College aus bescheidenen Verhältnissen (und davon gibt es viele!) verdient in den ersten Jahren wirklich nur 250-300 Euro im Monat – ist auf Grund seines Backgrounds auch nicht international einsetzbar. Im Gegensatz dazu verdient ein gut ausgebildeter und erfahrener Technologie-Berater aus bestem Haus und entsprechender sozialer Kompetenz je nach Standort mindestens das fünf- bis zehnfache.

An Hand dieser Streuung der Einkommens können Sie bereits auf die Qualitätsunterschiede beim Personal schließen. Analog finden Sie diese Diskrepanz natürlich auch bei den Unternehmen, die Outsourcing Leistungen anbieten. Die Qualität lässt sich zwangsläufig nicht unbedingt (nur) vom Preis ableiten, aber 200 Euro pro Manntag müssen Sie mindestens zahlen, damit Sie in Indien qualifizierte Web/Mobile Entwickler bekommen.

Um professionelles Service auf internationalem Niveau zu bekommen, müssen Sie jedenfalls mit den besten (zehn Prozent der) Unternehmen arbeiten. Der Auswahl eines professionellen indischen Partners kommt die höchste Priorität zu und ist letztlich Ihre alleinige Verantwortung. Ein bisschen Erfahrung im Umgang mit indischen Unternehmen schadet dabei jedenfalls nicht. Holen Sie sich wenn notwendig Unterstützung und eine zweite Meinung von Dritten. Stürzen Sie sich nicht gleich ins Abenteuer, ohne Ihren Partner einer genaueren Due Diligence unterzogen zu haben (siehe Checkliste unten).

Professionalisierung der IT Branche Indiens

Seit um die Jahrtausendwende tausende indische Software Entwickler der ersten Generation unvorbereitet in alle Welt entsendet wurden und dort nicht immer einen guten Eindruck hinterlassen haben und seit erstmals im großen Stil Projekte nach Indien ausgelagert wurden, ist schon viel Wasser den Ganges hinunter geflossen. Seither wurden Outsourcing-Projekte im Wert von hunderten Milliarden Dollar abgewickelt, hunderttausende Inder zu Studium und Arbeit ins Ausland geschickt, tausende neue Unternehmen gegründet, und eine junge (international orientierte) Generation ausgebildet und auf den Arbeitsmarkt entlassen. Fazit: die indische IT Branche konnte sich in den letzten fünfzehn Jahren enorm professionalisieren, was ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Als ich 2004 zum ersten mal in Indien bei einem indischen Mittelständler im Outsourcing-Geschäft arbeitete, fühlte ich mich definitiv nicht am Puls der Zeit. Wenn ich heute mit indischen Software Teams zu tun habe, spüre ich eine Energie und Dynamik, die ich mir auch manchmal bei uns in Europa wünsche.

In den Jahren 2011/2012 durfte ich ein Jahr lang persönlich in Bangalore miterleben, wie sich dort eine Start-up Szene nach dem Vorbild von Silicon Valley entwickelt. Heute ist Indien nicht mehr billige Outsourcing-Destination, sondern R&D Standort für internationale Branchenführer und indische Entrepreneure, die mit ihren Produkten die Welt verändern wollen. Daher sind Themen wie Produktentwicklung, Usability, UI/UX Design nun auch in Indien stärker in den Fokus gerückt. Mittlerweile arbeiten hunderte (unter tTusenden) Unternehmen wirklich auf internationalem Niveau und produzieren Weltklasse Software.

Checkliste für erfolgreiches Outsourcing nach Indien

Mit diesen ausgezeichneten Unternehmen macht es Spaß und Sinn zu arbeiten. Der Kostenvorteil (erwarten Sie nicht mehr als 20-40%) ist heute nicht mehr das Hauptargument, sondern tatsächlich der Zugriff auf einen wesentlich größeren Pool an Entwicklern, der täglich wächst.

Um die Risiken, die die Diversität des indischen Marktes mit sich bringt, zu minimieren und um wirklich geeignete Lieferanten in Indien zu finden, empfehle ich Ihnen folgende Checkliste durchzugehen:

  1. Mein Fokus ist nicht primär Kosten(senkung), sondern die Bereitstellung zusätzlicher technischer Ressourcen.

  2. Das Projekt ist mindestens sechs Mannmonate groß.

  3. Die Anforderungen sind klar definiert.

  4. Ich kann auf meiner Seite ausreichend Ressourcen für Projektmanagement & Kommunikation während der gesamten Projektlaufzeit zur Verfügung stellen.

  5. Mein Projektmanager hat Erfahrung mit Englisch als Arbeitssprache.

  6. Ich habe mindestens zwei Angebote von unterschiedlichen indischen Unternehmen eingeholt.

  7. Die Aufwände sind im Angebot nachvollziehbar. Die Tagessätze sind realistisch und lassen professionelle Arbeit erwarten.

  8. Das Unternehmen hat einen klaren Fokus, nennenswerte Referenzen und internationale Kunden.

  9. Ich habe mir ein positives Bild von den verantwortlichen Programmierern und Projektmanager machen können (zum Beispiel per Skype) und nicht nur mit dem Sales-Team kommuniziert.

  10. Alle wichtigen Stakeholder des Projekts glauben an eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Indien.

Wenn Sie alle zehn Fragen mit Ja beantworten können, stehen die Chancen Ihr Projekt in Indien in time, in budget und in quality abzuwickeln, ausgesprochen gut. Es gibt keinen Grund Ihr Projekt nicht einem indischen Lieferanten anzuvertrauen.

Falls Sie trotzdem eine „Second Opinion“ zu Ihrem Outsourcing Vorhaben wünschen, stehe ich Ihnen gerne beratend zur Seite.

Wenn Sie von meinen jahrelangen persönlichen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit indischen Software Entwicklern profitieren möchten, kontaktieren Sie mich einfach. Ich teile – ganz unverbindlich – meine Erfahrungen und zeige Ihnen wie Sie in Indien an wirklich kompetente Programmierer heran kommen und diese für Ihr Unternehmen nützen können.

So kann Outsourcing und Softwareentwicklung in Indien funktionieren.

Software Entwicklung Outsourcing Indien

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler