Indien zwischen Wachstum, Globalisierung, Gemeinwohl, Schattenwirtschaft und neue Allianzen

Dieser Pressespiegel steht im Fokus von Wirtschaft und Wachstum.

Nach Wachstumsraten von durchschnittlich über 8% zwischen 2003 bis 2011 kommt der Wachstumsmotor in Indien nun ins Stocken: Das Wachstum im Fiskaljahr 2013/14 liegt voraussichtlich nur bei 4,8%, für das nächste Fiskaljahr prognostiziert der IWF 5,4%.

Sebastian Zang geht in seinem Artikel Die wirtschaftliche Zukunft Indiens: Ende des Booms? der Frage nach “Ende der Wachstumsstory oder nur vorübergehendes Stottern des Wachstumsmotors? Was heißt das für Investoren?”

Indien war Jahrhunderte lang die Lokomotive der Weltwirtschaft. Forscher der Universität Groningen wollen die größten Wirtschaftsmächte seit dem Jahr eins ermittelt haben – mit überraschenden Ergebnissen: Als Jesus geboren wurde, schlug das Herz der Weltwirtschaft demnach in Indien: Als Indien die Weltwirtschaft anführte

Auch wenn Indien lange die Weltwirtschaft angeführt hat, den globalen Märkten (der Neuzeit) öffnete sich der Subkontinent erst 1991
. Heute ist es in Indien weitgehend gesellschaftlicher Konsens die wirtschaftliche Öffnung, die Globalisierung und Liberalisierung als ausschließlich positiv zu bewerten. Bei uns werden die Stimmen jedoch immer lauter, die ein Europa ohne Konzerne, Profit-Orientierung und Patentschutz fordern. Die Politik solle Konzerne verstaatlichen und stattdessen nur noch Genossenschaften und non-profit-Kleinbetriebe fördern. Der Artikel Indiens „Dritter Weg“ als Vorbild für Europa? sieht in Indien ist ein solches Gemeinwohl-Modell 1991 allerdings als gescheitert. Ich denke diese Analyse ist etwas vereinfacht und ideologisch gefärbt, trotzdem lesenswert.

Interessant ist folgender  Artikel: ‘India Inc. does not drive the economy, entrepreneurs and the informal sector do’
Professor R Vaidyanathan vom IIM Bangalore kommt zur Erkenntnis, dass es nicht die großen nationalen und internationalen Konzerne oder die Auslandsinvestitionen sind, die Indiens Wirtschaft beleben, sondern die hundert-tausend Klein- und Kleinstunternehmer des Landes. Corporate India erwirtschaftet demnach nur 18 Prozent des Bruttosozialprodukts, während der informelle Sektor fast die Hälfte der nationalen Wertschöpfung leistet.

Geopolitisch tut sich einiges. Obwohl (bzw. weil) die BRICS-Staaten offiziell in der Krise sind, bilden sie neue Allianzen um unabhängiger vom Westen zu werden.

Indiens und Russlands Pläne zum Bau der teuersten Ölpipeline der Welt gedeihen

Und während es im Mai während des Staatsbesuch von Wladimir Putin in Peking aller Voraussicht nach zur Verkündung eines historischen Gasabkommens mit China kommen wird, planen Russland und Indien den Bau einer neuen Ölpipeline, die mit veranschlagten Kosten von $30 Milliarden nicht nur die teuerste der Welt wäre, sondern deren Trassenführung auch über den Nordwesten Chinas führen soll. Bemerkenswert ist dieser Aspekt vor allem deshalb, weil China und Indien ihre Bereitschaft zeigen würden, im Sinne eines die Oberhand gewinnenden Pragmatismus seit Jahrzehnten herrschende Grenzkonflikte, Animositäten und verletzte Eitelkeiten beizulegen. Im Angesicht der aktuellen geopolitischen Entwicklungen wäre es für beide Staaten wohl das kleinere Übel.

Similar Posts:


Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler