Verkehrstechnologien: Kooperation mit Indien vertieft

Infrastrukturministerin Doris Bures (S) hat am 1. Oktober im Rahmen eines Arbeitsbesuchs in Indien in New Delhi eine neue Kooperationsvereinbarung (“Letter of Intent”) mit dem indischen Straßen- und Transportminister C.P. Joshi unterzeichnet. “Indien ist für österreichische Firmen ein Zukunftsmarkt, in beiden Bereichen der Verkehrsinfrastruktur, dem Eisenbahn- und dem Straßenbereich, gibt es nun eine vertiefte Kooperation”, sagte Bures vor Journalisten.

Bereits im Vorjahr wurde im Rahmen des Staatsbesuchs der damaligen indischen Präsidentin Pratibha Devisingh Patil in Östereich ein gemeinsames “Memorandum of Understanding” (MoU) zwischen den beiden Ländern im Eisenbahn-Bereich unterzeichnet. Mit dem neuen Abkommen soll nun auch ein MoU für den Bereich “Intelligente Transportsysteme” vorbereitet werden, das noch bis Jahresende unter Dach und Fach gebracht werden soll. Erste gemeinsame Projekte könnten dann bis Ende 2013 starten.
Indien baut seine Verkehrsinfrastruktur derzeit massiv aus. So ist das mehr als 150 Jahre alte, mit 64.000 Kilometern viertgrößte Eisenbahnnetz der Welt mit veralteter Technik ausgestattet und im desolaten Zustand. Milliarden sollen in die Erneuerung des Schienennetzes, der Waggons und der Technologien inklusive Sicherheitseinrichtungen aufgewendet werden. Im Straßenbereich sind im Rahmen des “National Highway Development Programme” bis 2015 insgesamt 157 Mrd. Euro für Ausbau der Straßeninfrastruktur vorgesehen.

Know-how im Tunnelbau

Joshi, interimistisch auch für den Eisenbahnbereich zuständig, begrüßte österreichische Technologien, aber vor allem auch Investitionen in diesem Bereich, die in Form von PPP-Modellen zum Tragen kommen könnten. Österreichische Unternehmen könnten in Indien “so viel investieren, wie sie wollen”. Besonders hob der Minister österreichisches Know-how im Tunnelbau hervor.

Das neue Abkommen umfasst laut Infrastrukturministerium den gesamten Bereich Intelligente Verkehrssysteme, also u.a. elektronische Mautsysteme, Verkehrsmanagement- und -informations-Systeme, Verkehrsüberwachung, Ampelsysteme. Dabei sollen Firmen wie Frequentis, Kapsch Traffic Com oder Swarco ihr Know-how einbringen.

Es gehe darum, mit modernen Verkehrstechnologien Infrastruktur finanzierbar und auch nutzbar zu machen, sagte Bures. Sie wird im Rahmen ihres dreitägigen Arbeitsbesuchs mit insgesamt vier indischen Ministern zusammentreffen und am Mittwoch ein weiteres Kooperationsabkommen für den Bereich Schifffahrtstechnologien unterzeichnen. Zudem werden sich 13 österreichische Unternehmen bei einem bilateralen Technologiesymposium in New Delhi dem indischen Markt präsentieren.

AVL seit 28 Jahren in Indien

Bereits seit 28 Jahren in Indien vertreten ist das steirische Motorenenwicklungs-Unternehmen AVL. Man könne sich durch die Niederlassung von mittlerweile drei Tochterunternehmen in Indien “auf die lokalen Bedürfnisse der Autoindustrie einstellen”, sagte AVL-Geschäftsführer in Indien, Markus Feichtinger, beim Besuch Bures in der Niederlassung in einem Vorort New Delhis. Eine Autoindustrie, die laut Feichtinger zu den zehn weltweit größten zählt, 2016 voraussichtlich 155 Mrd. Dollar (2009/10: 34 Mrd. US-Dollar) umsetzen wird und derzeit 15 Mio. Menschen beschäftigt. Indienweit arbeiten bei AVL 450 Ingenieure in zwölf Niederlassungen, im Vorjahr wurde ein Umsatz von 55 Mio. Euro erzielt – Tendenz laut Feichtinger steigend.
So ist AVL nach Angaben des Geschäftsführers etwa mit einem Anteil von rund 80 Prozent Marktführer für jene Abgasmessgeräte, mit denen die Emissionen aller indischen Fahrzeuge überprüft werden
. “Pollution Under Control” (PUC) nennt sich jene Regelung, die vierteljährlich diese – einfach am Straßenrand durchgeführte – Abgasmessungen vorschreibt und in Form eines “Pickerls” bestätigt wird.

Schwierig sei es für das Unternehmen, qualifizierte Ingenieure zu finden, sagte Feichtinger, das Schul- und Hochschulsystem sei zu sehr auf Frontalunterricht ausgerichtet und die Leute zu einseitig ausgebildet. Die Kosten eines Ingenieurs würden zwar nur ein Drittel jener in Europa betragen, dafür würden aber zusätzliche Kosten etwa für die weitere notwendige Ausbildung entstehen. “Wir sind auch nicht hierhergekommen, weil es hier billig ist, sondern weil hier der Markt ist”, so Feichtinger.

(APA)

Similar Posts:


Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

Kommentare

Schreibe einen Kommentar