Genie-Streich der Gandhis oder Opfer Manmohan Singh

Die von der Opposition angestachelten Proteste gegen die jüngsten Reform-Vorhaben der Regierung verebben. Die unberechenbare Mamata Banerjee verließ mit ihrer Trinamool Congress Partie die Koalition. Trotzdem behielten die Regierungsparteien die Mehrheit im Parlament. Manmohan Singh wird also seine Reformen durchbringen.

Die weitgehende Öffnung des Einzelhandels und der Luftfahrtbranche für ausländische Investoren wird sich schon kurzfristig positiv auf die Parameter der Wirtschafts-Analysen auswirken. Durch die (bevorstehenden) Auslandsinvestitionen wird das Wirtschafts-Wachstum wieder steigen, sich die Kreditwürdigkeit verbessern, die Arbeitslosigkeit zurück gehen, die Rupie den Abwärtstrend umkehren und die Börsenkurse befeuern
.

Viele positive Trends wurden schon in den letzten zehn Tagen deutlich. Bis zu den Wahlen 2014 wird sich das Wirtschaftsklima spürbar so weit verbessern, dass es entweder die Inder und Inderinnen selbst spüren beziehungsweise es ihnen die Medien täglich erzählen werden (dürfen). Das wird der regierenden Congress-Partei dann so viel Rückenwind und Wahlkampf-Munition geben, auch wieder die nächsten Wahlen zu gewinnen. Mit Rahul Gandhi wird dann der offizielle Erbe der Gandhi-Nehru Dynastie endlich in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten, nämlich Jawaharlal Nehru, Indira Gandhi, Rajiv Gandhi und seiner Frau Sonia, die sich heute als Partei-Chefin für ihren Sohn Rahul einsetzt. Diese so einflussreiche Familie wird dann Indien für mindestens weitere fünf bis zehn Jahre regieren.

Nun sieht es plötzlich wieder schlecht aus für die Opposition und ihre Ambitionen die Macht an sich zu reißen. Sie konnte kurzfristig stark mobilisieren und 50 Millionen auf die Strassen bringen. Sie sahen DIE (letzte) Chance mit den Reformen auch die Regierung zu stürzen und vorzeitige Neuwahlen zu erzwingen, in denen sie dann die durch Korruptionsskandale gebeutelte Congress-Partei vernichtend besiegen. Diese Rechnung geht offensichtlich nicht auf.

Manmohan Singh musste das letzte Mal in seiner Karriere volles Risiko nehmen um die Macht der Familie Gandhi zu sichern. Mit seinen 80 Jahren kommt er für die kommenden Wahlen sowieso nicht mehr in Frage. Wenn Strategie der Gandhis (kann quasi synonym für die Congress-Partei verwendet werden) fehl schlagen würde, hätte man nur einen alten Mann geopfert. Doch wenn ihr Plan klappt – wonach es aussieht – verlängern die Gandhis ihre Macht und ihren Einfluss um eine weitere Generation.

(Kommentar Wolfgang Bergthaler)

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Wolfgang Bergthaler

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