Was wir von Indien lernen können

Kollege Andreßen von unserem Partner-Medium Indien Aktuell hat heute aufgerufen, Ideen zu sammeln, was Europäer von den Indern lernen können. Diesen Ball nehme ich natürlich gerne auf. In Bezug auf die Wirtschaft sehe ich Lernbedarf bei:

  • Entrepreneurship: Es gibt wohl kein Volk, das so unternehmerisch denkt wie die Inder. Die Einen aus Tradition (Business-Kasten, Händler), die Anderen aus Ambition und Statusdenken (neu-reiche Mittelklasse) und die Dritten aus schierer Notwendigkeit (Mikrounternehmer um zu Überleben).
  • How to make money: Zum Unternehmertum gehören natürlich auch Verhandlungsgeschick und ein gutes Gefühl für Investitionen. Die meisten Inder wissen sehr gut mit Geld umzugehen und dieses entsprechend zu vermehren
    . Wer heute hundert Rupien investiert, sorgt dafür dass er/sie morgen schon wieder 120 Rupien einnimmt.
  • Innovationsfähigkeit: Während absolute Hi-End Technologie aus Indien erst langsam mit dem Westen konkurrieren kann, findet man in Indien eine unglaubliche Vielfalt an innovativen Lösungen für alle möglichen Problemstellungen – vor allem wenn es darum geht mit begrenzten Mitteln das Maximum raus zu holen (Jugaad).
  • Effizienz und bessere Ressourcennutzung: Während ich diesen Blog-Post schreibe, fahre ich mit ein paar dutzend Menschen im super-eleganten Railjet zur die österreichischen Alpentäler. 90 Prozent der Sitze sind leer. In Indien fahren nicht nur die Züge mit voller Auslastung – das ganze Land nutzt alle Mittel zu 100 Prozent oder meist auch noch ein bisschen mehr. Das ist auch der Grund warum viele Dinge (z.B. Reisen) in Indien bedeutend billiger sind. Das liegt nicht (nur) an den günstigen Personalkosten, sondern an der besseren Auslastung und letztendlich der „Economy of Scale“.
  • Visionär denken: Inder denken und planen größer – kein Problem scheint unüberwindbar, keine Deadline zu knapp, kein Auftrag zu groß. Mit Improvisationstalent und vollem Einsatz klappt „last minute“ noch alles vieles.
  • Delegieren: Wer Großes vor hat, muss auch entsprechende Strukturen schaffen. In Indien wächst die bessere Mittelklasse mit einem kleinen Hofstaat auf. Daher lernt der Inder schon früh Management-Kompetenz. Wer schon als Kind jegliche Hausarbeit delegiert oder eine Heerschar an Servants dirigiert, kann später leichter Organisationsstrukturen geschaffen.
  • Marketing & Sales: Was in der Leichtathletik der 100m-Sprint ist, ist für den indischen Unternehmer der Verkauf. Als Händlervolk haben sie diese Disziplin über die letzten Jahrhunderte perfektioniert. Nicht immer halten Produkt und Umsetzung die versprochenen Werbebotschaften, aber am Ende sind trotzdem meist alle happy.

Ich hätte auch so manche Ideen, was die Inder von den Österreichern/Deutschen lernen könnten. Aber dazu ein anders Mal.

(Wolfgang Bergthaler)

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