Mit der Cloud auf den Weltmarkt

Wo liegen für indische Firmen die Chancen im Cloud Computing? Mit welchen Barrieren müssen sie kämpfen? Das WirtschaftsBlatt sprach in Mumbai mit Shree Parthasarathy, Senior Director – Enterprise Risk Services bei Deloitte Touche Tohmatsu India Pvt. Ltd., über die Chancen und Risiken.

Indische Wirtschaft: Was wünschen sich indische Kunden in Sachen Cloud Computing?

Shree Parthasarathy: Ich würde die Kunden in zwei Kategorien unterteilen: Konzerne und KMU. Die Konzerne beobachten derzeit den Markt; sie sind in einem Test-Modus mit Private Clouds. Im KMU-Segment hingegen wird die Technologie besser angenommen, weil der Risiko-zu-Ertrag-Quotient deutlich höher ist. Die Eintrittsbarrieren haben sich geändert: Technologie, die zuvor KMU nicht zur Verfügung stand, gibt es nun in der Cloud. Doch selbst hier gibt es Hürden, wie etwa die tatsächlichen Kosten und die Gestaltung der Service-Level-Agreements. Dennoch glaube ich, dass immer mehr KMU in die Cloud gehen werden.

Und wer sind die großen Player in Indien in Sachen Cloud Computing?

Alle großen Konzerne sind aktiv, etwa Microsoft und IBM. Neben Infrastruktur und Software wird auch Consulting angeboten. Es ist aber derzeit noch zu früh, um seriöse Aussagen über Marktanteile treffen zu können.

Können indische Start-Ups von der Cloud profitieren?

Ja, definitiv. Früher konnten viele KMU ihr Geschäft wegen fehlender IT-Infrastruktur nicht skalieren; mit der Cloud ist dies nun möglich. Viele indische Start-Ups , wie Internetportale rund um Reisen und Bildung, sind bereits in der Cloud und bieten hier Services an.

Wie können KMU mit Hilfe der neuen Technologien den Großen die Stirn bieten?

Sie müssen ein wasserfestes Geschäftsmodell haben, in größeren Maßstäben denken und fähig sein, entsprechend zu skalieren. Mit der Cloud alleine wird ein Geschäft noch nicht erfolgreich; es braucht Modelle zur richtigen Skalierung von Geschäftsmodell und operativem Geschäft. Wenn ein indisches KMU dies richtig hin bekommt, wird es nicht nur in Indien wettbewerbsfähig sein – dann können sie auch den globalen Markt erobern
.

Sicherheit und Redundanz sind immer wichtige Themen, wenn es um Cloud Computing geht. Gibt es hier Hürden für indische Unternehmen?

Die Hürden in Indien sind die gleichen wie überall auf der Welt: Sind Firmen einmal etabliert, haben sie wenig Anreiz für neues Risiko, weil es  das bestehende Geschäft beeinflussen könnte. Vor allem in der Vertragsgestaltung gibt es hier noch Verbesserungsbedarf: Die Verträge sind heutzutage sehr komplex, und das meiste Risiko wird auf den Auftraggeber abgewälzt, obwohl das Risiko geteilt werden sollte. Außerdem haben die Unternehmen Bedenken bezüglich der Daten: Wer ist der Besitzer? In welchem Land stehen die Server? Im Gegensatz zu etablierten Konzernen sind KMU aber bereit, ein gewisses Risiko zu Gunsten der besseren Chancen einzugehen.

Google baut nun Rechenzentren in Finnland, um Kühlkosten zu sparen: Ist das heiße Indien gegenüber kühlen nördlichen Ländern benachteiligt?

Das glaube ich nicht. Egal, ob die Server in Finnland, Indien oder China stehen – letztenendes müssen sie von Menschen bedient werden. Zwar reduziert Cloud Computing die Anzahl der nötigen Mitarbeiter; mit einem wachsenden Markt wird aber mehr Personal gebraucht. Somit ist Finnland gegen Indien nicht im Vorteil.

Und wie sieht es aus in Sachen Energieknappheit, die in Indien ein Problem ist und zu Serverausfällen führen könnte?

Ja, Infrastruktur muss in die Rechnung mit einbezogen werden. Aber eine große Anzahl internationaler Organisationen ist seit etlichen Jahren in Indien aktiv, und sie haben nicht wirklich ein Problem mit der Infrastruktur. Neue Energieformen werden die Situation in Indien zusätzlich verbessern. Aber natürlich gebe ich Ihnen Recht: Die Infrastruktur spielt eine Rolle – denn wenn diese Kosten steigen, steigen auch die Gesamtkosten.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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