Indian Premier League – Indiens größtes Sportereignis und Politikum

Sonntag Nacht ist das wohl größte Sport- & Medienspektakel Indiens über die Bühne gegangen: das Finale der Indian Premier League (IPL), der indischen Cricket Profi-Liga, vergleichbar mit der Champions League im europäischen Fussball. Acht Mannschaften kämpften in der Gruppenphase und den KO-Spielen um den Einzug ins Finale. Dort setzten sich gestern letztlich die Chennai Super Kings gegen die favorisierten Mumbai Indians durch.

Um an der Liga teilzunehmen, müssen die Teams um so genannte Lizenzen bieten. Diese wurden für die ersten 3 Jahre an folgende 8 Teams (zwischen 67 und 112 Millionen Dollar) versteigert: Bangalore Royal Challengers, Chennai Super Kings, Delhi DareDevils, Deccan Chargers (Champion 2009), Kolkata Knight Riders, Kings XI Punjab, Mumbai Indians und Rajasthan Royals (Meister 2008).

Hinter den Teams stehen indische Industrielle wie Mukesh Ambani (Reliance Industries) oder Vijay Mallya (Kingfisher), Medienkonzerne, aber auch Cricket-Spieler, Schauspieler (Shah Rukh Khan ist etwa Miteigentümer der Kolkata Knight Riders) und (über Mittelsmänner wahrscheinlich) auch Poliker. Erst letzte Woche musste der charismatische Außenminister Shashi Tharoor durch seine Intervention für das neue Team von Kochi zurücktreten. Die anderen Politiker beherrschen das Spiel der Korruption offensichtlich noch.

Der Markenname “IPL” wird auf einen Wert von über 4 Milliarden Dollar geschätzt. Die Finanzierung des Wettbewerbs erfolgt vornehmlich über Fernsehrechte
. Am 15. Januar 2008 konnte sich ein Konsortium bestehend aus Sony Entertainment Television und der World Sport Group die weltweiten Senderechte an der IPL sichern. Der Vertrag hat dabei eine Laufzeit von zehn Jahren und sichert der IPL über 1 Milliarde US-Dollar zu. Interessanterweise ist die IPL das bisher einzige Sportereignis das live auf der Internet Plattform Youtube.com übertragen wurde.

Indiens größte Immobilienfirma DLF zahlt als Hauptsponsor für 5 Jahre die Summe von 50 Millionen Dollar. Auch die indische Regierung nimmt durch die IPL jährlich Steuern in zweistelliger Millionenhöhe ein.

Jedenfalls sorgte die IPL heuer schon mehrmals für gehörigen Wirbel. Im Februar wurde in Mumbai der Film „My Name is Khan“ von der lokalen hindu-nationalistischen Partei Shiv Sena verboten bzw. verzögert, weil der Miteigentümer der “Kolkata Knight Riders”, Shah Rukh Khan, für die Teilnahme von Pakistanischen Spielern plädierte.

Vom politischen Scharmützel um Shashi Tharoor war oben schon die Rede. Diese Causa, eigentlich ein persönlicher Konflikt mit dem IPL-Chef Lalit Modi, ist aber wohl noch nicht ausgestanden. Der hat wohl noch einige Leichen im Keller, und da ist nicht von dessen Steuerhinterziehungs- & Drogen-Verfahren die Rede, die schon längst öffentlich bekannt sind.

(Wolfgang Bergthaler)

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