Indische Programmierer im Fokus

So schlecht – so gut sind Programmierer aus Indien wirklich

Indische Programmierer produzieren schlechte Qualität, halten keine Termine und eskalieren Problemen stets zu spät. Ihr Code ist nicht wartbar und spätestens alle zwei Jahre wechseln sie das Unternehmen.

So oder so ähnlich werden Software Entwickler aus Indien oft pauschal beurteilt. Ist diese Einschätzung gerechtfertigt?

Vorausschickend ist zu sagen: Die weit verbreitete Meinung Inder sind besonders talentiert in Mathematik und im analytischen Denken und daher quasi als Programmierer geboren ist genauso falsch wie die pauschalen oben genannten Vorurteilen. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte (der Pyramide).

Programmierer: Gewaltige Qualitäts-Unterschiede, aber mehr Leistungsträger als Deutschland

Indische Programmierer im Fokus
Indische Programmierer im Fokus

Die Qualität der indischen Programmierer lässt sich wohl am besten mit einer Pyramide vergleichen. Auf Grund der gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten sind die Qualitäts- & Leistungsunterschiede – im Vergleich zu westlichen Ländern – wesentlich höher. Die Basis dieser Pyramide ist wesentlich breiter als ihre Spitze. In Indien arbeiten 3 Millionen Menschen in der Software Branche. Daher ist die Anzahl der absoluten Leistungsträger in absoluten Zahlen doch beeindruckend. Selbst wenn nur 10-20% aller indischen Programmierer hervorragend sind, übersteigt das immer noch die Gesamtsumme aller deutschen SW Ingenieure.

Weniger Verantwortung durch große Strukturen

Die (Unternehmens-) Kultur prägt das Verhalten. So unterscheidet sich ein Inder in seiner an-erlernten Arbeitsweise von unserer Europäischen. Das liegt insbesondere in der Natur der indischen Unternehmensstrukturen.
Die typische Struktur eines indischen Unternehmens ist deutlich größer als jene in Deutschland. Die großen indischen IT Outsourcing Dienstleister beschäftigen oft mehr als 100.000 Mitarbeiter. An typischen Projekten – meist amerikanischer Kunden – arbeiten auch hunderte Programmierer gleichzeitig. Dementsprechend fragmentiert ist die Arbeit. Diese Art der Organisation ist das krasse Gegenteil unserer deutschen Mittelständler. Natürlich hätte ein indischer Kollege anfänglich seine Probleme sich darauf einzustellen.

Das System bildet Spezialisten aus – Generalisten in der Minderheit

In Europa bilden Generalisten mit starkem Prozess- & Branchen Knowhow das Rückgrat unserer Systemhäuser und IT Dienstleister. Ihr Fokus liegt auf einer Nische, sie agieren besonders Kunden-nah und decken eine Reihe an Technologien ab.

In Indien herrschen dagegen (übrigens gleich wie in den USA) andere Softwareentwicklungs-Prozesse vor. So wird beispielsweise ein Use Case von einem Designer, einem Datenbank-Entwickler und einem Programmierer gemeinsam gelöst. Jeder übernimmt seine Aufgabe entsprechend seinem technologischen Backgrounds. Diese Art von Organisation eignet sich besonders gut für große Projekte, ist in Europa aber eher nicht „best practice“.

Auch Prozess- und Branchen-Wissen sind in Indien in vielen Industrien rar. Das hängt damit zusammen, dass typische Outsourcing Dienstleiter nicht so eng und schon gar nicht langfristig beim Kunden sind.

Vom Programmierer zum Manager. Wider Willen.

Die Gehälter für Entwickler sind in Indien eher gering. Deutlich(!) besser verdient man als Team-, Gruppen- oder Abteilungsleiter. Je Hierarchie-Stufe oft gleich das Doppelte. In Indien gilt das Karriere-Modell „up or out“. Es ist nicht möglich/üblich/finanziell erstrebenswert mehr als fünf oder sieben Jahre als Programmierer zu arbeiten. Mit zunehmender Erfahrung wird man automatisch Manager. Die gewonnene technische Expertise kann man dann in der Regel nicht mehr ausspielen. Die Karriere- und Gehaltsmodelle der meisten indischen Outsourcing Firmen entziehen dem Markt ironischerweise jährlich zig tausende Experten, indem sie in Führungspositionen gedrängt werden. Da aber jedes Jahr hundert tausende Uni Absolventen neu auf den Arbeitsmarkt strömen braucht es offensichtlich all diese Manager um die Arbeit der Branche zu strukturieren.

Indien hat ausgezeichnete Programmierer – man muss sie nur finden.

Trotz all dieser Eigenheiten, muss man festhalten, dass Indien nicht nur über den zweitgrößten Pool an Software Entwicklern der Welt verfügt, sondern auch über einige der brillantesten Köpfe.

Wenn man sich dem größten Personal-Pool der Welt bedienen und sich die Vorteile des Offshore Outsourcing zu Nutzen machen möchte, sollte man sich unbedingt die Mühe machen ausschließlich die besten Köpfe zu identifizieren. Denn im Schnitt wird nur einer von zehn Kandidaten ihre hohen technischen und sozialen Anforderungen erfüllen. Nutzen Sie daher unbedingt die Erfahrung eines Experten für die Themen Personal in Indien.

So kann Outsourcing und Softwareentwicklung in Indien funktionieren.

Handlungsanweisungen für die Praxis:

Whitepaper Outsourcing Indien 4.0

 

Über mich / meine Erfahrung: Im Jahre 2004 habe ich selbst als Software-Entwickler bei einem indischen Outsourcing-Unternehmen gearbeitet und beschäftige mich seither mit dem Thema Outsourcing nach Indien. Danach habe ich als IT Projekt-Manager gearbeitet und als Personalberater indische Software-Entwickler nach Österreich vermittelt (Blue Card bzw. Rot-Weiss-Rot-Card). In den letzten Jahren habe ich für einen österreichischen Mittelständler ein kleines Software-Team in Indien aufgebaut und koordiniert
.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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