Deutschland-Visum für “IT-Inder”


Barbara Rietzsch arbeitet seit 2003 mit indischen Kunden und damit für indische IT-Firmen. Seit 2007 ist sie in München mit Ihrer eigenen Beratungsfirma Visa & Expats Consulting  am Markt. Zu ihren Kernleistungen zählt die Unterstützung des gesamten Visums-Prozesses für eine Einreise nach Deutschland. Dies beginnt bei der Vorbereitung des Antrags bei der zuständigen deutschen Vertretung in Indien und endet bei der abschließenden Ausstellung der Aufenthaltsgenehmigung nach der Einreise in Deutschland. Allem voran geht eine eingehende Beratung des Kunden über die richtige Visums-Art und die jeweils notwendigen Dokumente vom Einladungsschreiben aus Deutschland bis hin zum Entsendungs- oder Arbeitsvertrag.

Barbara Rietzsch ist seit 1994 im Personalgeschäft tätig und verfügt über breitgefächerte Erfahrung in internationaler Personalarbeit.

Mit Indische Wirtschaft sprach Frau Rietzsch über die aktuellen Bestimmungen bei Visa- & Aufenthaltstitel für indische Schlüsselkräfte in Deutschland, die Zusammenarbeit mit Indern und wie „IT-Inder“ gegen Fachkräftemangel helfen können.

IW: Immer wenn ein Software-Ingenieur aus Indien nach Deutschland kommt, übernehmen Sie die gesamte Koordinationsarbeit und Kommunikation mit den Behörden. Welche Szenarien gibt es überhaupt?

BR: Es gibt grundsätzlich zwei Varianten:

Erstens gibt es das bekannteste Visum: das Business Visum (gültig maximal 90 Tage) für den Besuch von Konferenzen, Geschäftspartnern und Messen. Mit einem solchen Visum kann derzeit noch der gesamte Schengenraum besucht werden. Während einer Reise mit einem Business Visum darf ausdrücklich nicht gearbeitet werden.

Zweitens muss für Szenarien wie Software-Entwicklungsarbeit, Training, Anstellung in Deutschland oder langfristige Entsendung immer ein volles Arbeitsvisum für Deutschland beantragt werden. Dies gilt, wenn man a) von einem indischen Unternehmen nach Deutschland entsendet wird oder b) wenn man hier eine Festanstellung findet.

IW: Welche Voraussetzungen und Dokumente muss die Firma bzw. der Kandidat mitbringen und wie lange dauert der Visums-Prozess?

BR: Im Bereich Informations-Technologie ist die Sache vergleichsweise einfach. Der Antragsteller muss einen nachgewiesenen und guten Abschluss von einer anerkannten Universität und mindestens ein Jahr beruflicher Erfahrung haben. Und die entsprechenden vertraglichen Dokumente müssen natürlich vorhanden sein, also entweder ein indischer Entsendungs- oder ein deutscher Anstellungsvertrag. Die wichtigsten Dokumente müssen auf Deutsch oder in beglaubigter Übersetzung vorliegen.

Für den ganzen Prozess vom Tag der Antragsstellung in Indien bis zur Erlaubnis der Einreise muss man derzeit etwa 6 Wochen einplanen – wenn man eine Agentur hat, die alles überwacht und bei Verzögerungen eingreifen kann. Sonst darf man mit mindestens drei Monaten rechnen. Hintergrund dieser langen Bearbeitungszeit (“…das ging doch schon mal schneller…“) ist die Einführung des elektronischen Aufenthaltstitels. Dadurch haben sich die Bearbeitungszeiten verdreifacht – ohne dass man mehr Mitarbeiter bei den Behörden hätte. Das muss jetzt auf der anderen Seite der Prozesskette der einzelne Antragsteller „büßen“.

IW: Wie läuft der Prozess genau ab? Welche Leistungen erbringen Sie für Ihre Kunden?

BR: Ich helfe bei der Zusammenstellung der Dokumente und fertige auch Fall-spezifische Templates an, die der Kunde nur noch ausdrucken und unterschreiben muss. Bei Entsendungen aus Indien helfe ich auch bei der Formulierung der Entsendungsverträge, denn hier kann man einiges falsch machen. Nachdem der Kandidat persönlich beim Konsulat seinen Antrag abgegeben hat, sende ich an die zuständige Ausländerbehörde alle im deutschen Prozess notwendigen speziellen Formulare
. Ich bin im Kontakt mit dem hier zuständigen Sachbearbeiter, wie auch mit der Agentur für Arbeit, die ja immer ihren Segen geben muss.

IW: Klingt nach ziemlich viel Papierkram und Bürokratie. Wie schlimm ist das wirklich? Und wie stehen die Chancen, dass der Antrag durchgeht?

BR: Das ist relativ, wie alles. Es hört sich für einen Außenstehenden sicher nach viel Aufwand an, doch für mich ist das nicht weiter schlimm. Wenn man natürlich mit diesen Prozessen nicht vertraut ist, kommt man leicht durcheinander. Die Chancen einer Genehmigung stehen im Fall von Experten (das heißt Hochqualifizierten in Mangelberufen) ziemlich gut. In anderen Fällen ist eine längerfristige Einreise nach Deutschland nur unter ganz bestimmten Bedingungen möglich und es gibt große Hürden.

IW: Deutsche wie Inder sind bekannt für ihre Bürokratie. Wer ist schlimmer und warum?

BR: Keine Ahnung – mag sein, dass die indischen Beamten in manchen Fällen mehr Möglichkeiten haben, ihrer Tageslaune nachzugeben … das ist hier sicher nicht so möglich. Aus meiner Erfahrung kann ich jedenfalls sagen, dass die Mitarbeiter in den deutschen Behörden überwiegend sehr zuvorkommend und freundlich sind und sich wirklich bemühen, ihren „Kunden“ zu helfen.

IW: Warum sollte man Sie engagieren? Kann man den Prozess nicht einfach selbst handhaben? Worin liegt Ihr Mehrwert?

BR: Natürlich kann man den Prozess ohne weiteres selbst handhaben. Dazu ist nur nötig, dass man sich mit den deutschen Behörden auskennt und gut deutsch spricht. Ich begleite die Kunden von Anfang an – die meisten Firmen in Indien haben keine Vorstellung von dem, was man für so einen Antrag alles braucht und was man insbesondere bei Entsendungen überhaupt für ein Visum beantragen soll.

Der Wert meiner Leistung für den Kunden liegt sicher vor allem auch darin, dass ich durch meine Erfahrung von jetzt fast zehn Jahren über ein sehr gutes Netzwerk bei den beteiligten Behörden, Konsulaten und Botschaften verfüge. Dadurch kann ich oftmals Verzögerungen verhindern – zum Beispiel auch fehlgeleitete Unterlagen an ihren richtigen Platz „begleiten“.
Das kommt übrigens öfter vor, als man denkt, dass durch ein Versehen die Anträge bei den falschen Ämtern zu liegen kommen. Wie soll man so etwas von Indien aus beeinflussen? Da ist es gut, jemanden mit guten Kontakten vor Ort zu haben. Da lässt sich vieles gerade biegen.

Fortsetzung folgt morgen.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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