NGO warnt vor indischen Feuerwerkskörpern

Bald ist es wieder soweit: Neben dem alljährlichen Sektkorkenknallen, Bleigießen und dem Verteilen von Glücksbringern darf bei den meisten Österreichern wieder eines nicht fehlen: ein schönes, buntes, lautes und meist auch teures Feuerwerk. Weit über 8 Millionen Euro investieren die ÖsterreicherInnen jährlich für das Neujahrsspektakel. Weltweit steigt der Konsum von Feuerwerkskörpern jährlich um 10 Prozent. „So prächtig und pompös Feuerwerke zelebriert werden, so erschreckend sind die Hintergründe ihrer Herstellung“, sagt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer des Hilfswerks Jugend Eine Welt: „Die wenigsten wissen, dass Feuerwerkskörper vielfach unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen und auch von Kindern hergestellt werden.“

Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie


Indien ist, nach China, der zweitgrößte Produzent von Feuerwerkskörpern weltweit. Über 90 Prozent der Produktionsstätten von Feuerwerksartikeln konzentriert sich auf die Region in und um Sivakasi. In 40 Dörfern werden insbesondere von Frauen und Kindern Feuerwerkskörper unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt. Produziert wird in Heimarbeit um Bestimmungen im Umgang mit gefährlichen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen zu umgehen. Die Feuerwerkskörper werden ausschließlich manuell gefertigt. Der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver, hat schwere gesundheitliche Folgen. Jeder Neunte der Angestellten leidet unter Asthma oder Tuberkulose. Da Sicherheitsvorkehrungen fehlen, besteht ständig die Gefahr einer Explosion, für die der kleinste Funke reicht. In den letzten zehn Jahren verloren allein in Sivakasi offiziell 75 Menschen ihr Leben und über 190 ArbeiterInnen wurden schwer verletzt.

Für Kinder Perspektiven schaffen
Die Partner von Jugend Eine Welt in Indien, die Salesianer Don Boscos, setzen sich für die von der Feuerwerksindustrie betroffenen Kinderarbeiter und andere marginalisierte junge Menschen in der Region um Sivakasi ein
. Für Kinder und Jugendliche bieten sie eine Grund- und Aufbauschule, Selbsthilfegruppen für Frauen und ein Präventions- und Reintegrationszentrum für Schulaussteiger an, um durch Bildung und Ausbildung nachhaltige Perspektiven zu schaffen. Geplant ist der Bau eines Berufsausbildungszentrums, indem die jungen Menschen verschiedene Berufe erlernen können. Damit sind sie nicht mehr auf die Arbeit in der Feuerwerkskörperindustrie angewiesen. „Allen Voran müssen wir Bewusstsein schaffen und den Betroffenen Alternativen für eine gesicherte Zukunft aufzeigen“, so Fr. Thamburaj, Kinderrechtsexperte und Projektpartner von Jugend Eine Welt.

Druck aus Europa fehlt
„Ein Verzicht auf Silvesterraketen ist keine Lösung, da die Arbeit und das Einkommen vieler Familien von ihnen abhängen“, so Reinhard Heiserer und erklärt weit: „Es ist aber unbedingt notwendig mehr Druck auf die Herstellerfirmen auszuüben, um mehr Sicherheit und bessere Löhne für die Arbeiter zu garantieren. Dadurch kann ein Verzicht auf Kinderarbeit gelingen.“ Wer auf sein Feuerwerk nicht verzichten möchte, sollte sich im Handel nach Feuerwerkskörpern “Made in Österreich” oder in anderen EU-Ländern erkundigen.

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Beitrag veröffentlicht

von

Wolfgang Bergthaler

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