Bollywood wird protektionistisch

Indiens Filmindustrie rund um Bollywood ist die größte der Welt – zumindest in Sachen Quantität. Denn den größeren Umsatz machen nach wie vor die US-amerikanischen Hollywood-Studios, die folglich auch mehr Geld für Marketing-Zwecke zur Verfügung haben. Und dass diese Studios vermehrt auch den indischen Markt ins Auge fassen, schmeckt den Großen in der indischen Filmmetropole überhaupt nicht: Einem Bericht der “Times of India” zufolge sprachen sich indische Produzenten für ein Verbot der Übersetzung US-amerikanischer Blockbuster in Hindi aus – quasi eine bewusste Barriere, um das lokale Produkt gegenüber dem ausländischen zu bevorzugen.

Kritiker des Vorschlags merken an, wie lächerlich dieser sei: Gerade Bollywood-Filme werden in etliche Länder weltweit exportiert und auch übersetzt, um dort mehr Umsatz zu generieren – der Grundsatz “Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu” werde hier drastisch außer Acht gelassen. Indien sei ein Land, das Stolz auf seine Meinungsfreiheit ist; von der ÖLffnung der Wirtschaft im Jahr 1992 habe man profitiert – und Liberalisierung bedeute nun mal nicht nur, den Markt für Produkte zu öffnen, sondern auch für fremde Kulturen. Durch eine Abschottung würde die indische Filmindustrie auf globaler Ebene hingegen wieder im “Ghetto” landen.

Befürworter des Vorschlags führen wiederum an, dass die Hollywood-Studios mehr Marketing-Budget haben als die lokalen Studios – und letztgenannte folglich automatisch in einer schwächeren Position sind. Auf die Art würden lokale Arbeitsplätze zerstört; und ein Verbot der Übersetzung sei noch immer besser als die Situation in China, wo US-amerikanische Filme komplett verboten werden
. Außerdem, argumentiert ein Kolumnist bei der “Times of India”, profitieren auch die US-Studios vom Übersetzungsverbot – denn schließlich seien die miserablen Übersetzungen alles andere als gutes Marketing für die ausländischen Filme.

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von

Wolfgang Bergthaler

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