Die indische Gesellschaft: voll die Matrix!

Die indische Gesellschaft ist komplexer als Sie denken und nicht, wie Sie vielleicht vermuten würden, bloß eine steile hierarchische Pyramide, basierend auf Kastenwesen und/oder Einkommensunterschieden. Ich würde die indische Gesellschaft als Matrix beschreiben, definiert durch die drei Dimensionen (1) Religion/Kaste, (2) Herkunft/Region und (3) Einkommen/Bildung.

  • In Indien stellen die Hindus mit mehr als 80% die Mehrheit der Bevölkerung. Dabei kann man aber keinesfalls von einer homogenen Gruppe sprechen. Sie wurden durch ein Jahrtausende altes Kastensystem in unzählige Untergruppen unterteilt, wobei sich jede Sub-Kaste durch eigene Werte, Einstellungen, Riten, Ernährungsvorschriften etc auszeichnet. Sie alle leben und arbeiten mit Muslimen, Sikhs, Christen, Jains etc zusammen. Zumindest in den Städten sind alle Religionen und Kasten relativ gut durchmischt. Damit bildet die Religions- bzw Kastenzugehörigkeit die erste Dimension der indischen Gesellschaftsmatrix.
  • Indien ist mehr ein Kontinent und weniger ein Land – vergleichbar mit der Europäischen Union. Ein Bengale hat mit einem Gujarati genau so viel (oder wenig) zu tun wie ein Italiener mit einem Deutschen. Trotzdem leben die Angehörigen verschiedener Bundesstaaten ziemlich bunt gemischt in Indien. In Delhi, Bombay, Bangalore, Hyderabad etc werden Sie viele Leute treffen, die nicht aus den entsprechenden Bundesstaaten kommen. Wie ein Italiener, der in Stuttgart lebt, seine kulturelle Identität nicht verbergen will/kann, wird auch ein Gujarati in Kolkata ein Gujarati bleiben so so leben.
  • Und dann haben wir noch gewaltige Unterschiede bei Einkommen und Bildungsniveau. Die Bandbreite reicht von einer Bildungselite auf internationalem Level bis zu Analphabeten
    . Daraus resultieren natürlich auch Arbeit/Position, Einkommensunterschiede sowie der daraus resultierender gesellschaftlicher Status und Lebensstandard.

Wie beschrieben ergibt sich eine komplexe drei-dreidimensionale Matrix der indischen Gesellschaft, wo jeder anders zu behandeln ist. Generalaussagen zu den Indern sind sowieso unmöglich. Wenn Sie aber Religion bzw. Kaste, regionale Herkunft, Ausbildung und Position (im Unternehmen) kennen, können Sie schon erste Einschätzungen machen um den Gegenüber und sein Verhalten besser beurteilen.

(Kommentar von Wolfgang Bergthaler)

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Wolfgang Bergthaler

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