Indischer Wirtschaftswissenschafter und Begründer von Social Entrepreneurship stirbt überraschend

In der Nacht auf 17.April 2010 verstarb mit Dr. C K Prahalad einer der bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftler unserer Tage.

Noch im November 2009 hielt er in Wien anlässlich des 100sten Geburtstags von Peter Drucker beim ersten Global Drucker Forum die Eröffnungsrede. Gestern erlag er im Alter von 68 Jahren in San Diego seiner Krankheit. Der gebürtige Inder war zuletzt als Professor für Unternehmensstrategie an der University of Michigan tätig.

Prahalad wurde 1941 in der südindischen Industriestadt Coimbatore geboren und wuchs in Chennai (vormals Madras) auf. Seine akademische Ausbildung erfuhr er an der indischen Elite-Universität „Indian Institute of Management Ahmedabad“ (IIMA) sowie an der Harvard University in den Vereinigen Staaten.

Weltweit bekannt wurde Prahalad Anfang der 90er Jahre durch die Entwicklung des Konzepts der Kernkompetenzen. Dabei beschrieb er in Zusammenarbeit mit Gary Hamel die Fähigkeiten eines Unternehmens wesentlichen Kundennutzen zu liefern und sich von der Konkurrenz zu differenzieren.

Als Strategieberater arbeitete er mit einigen der größten Unternehmen Indiens und der USA, unter anderem der NCR Corporation, Hindustan Lever oder TVS Capital Funds.

Ende der 90er Jahre richtete Prahalad seine Forschung verstärkt auf die Bekämpfung der Armut und prägte das Konzept von Sozialunternehmertum (Social Entrepreneurship). Dabei beschäftigte er sich mit der Lösung sozialer Probleme durch unternehmerisches Handeln und mit Hilfe von innovativen Geschäftsmodellen.

2004 erschien mit seinem Buch “Der Reichtum der Dritten Welt
. Wie wir die Armut mit Gewinnen besiegen können.”
DAS Standardwerk zum Thema Social Entrepreneurship.

Er beschreibt wie durch neue Unternehmensstrategien, Technologien und alternative Marketing- und Vertriebskonzepte kostengünstige Produkte und Dienstleistungen für jene Menschen entwickelt werden können, die am Fuße der Pyramide leben (Bottom of the pyramid = BoP). Dabei werden die (Grund-) Bedürfnisse der Armen befriedigt, aber auch neue Märkte für die Unternehmen erschlossen.

In Europa wurden Prahalads Ideen eigentlich erstmals durch die Mikrokredite (Finanzdienstleistungen für BoP Märkte) vom Nobelpreisträger Muhammed Yunus einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Prahalads Arbeit fand insbesondere in Indien viele Nachahmer, wo heute zahlreiche Sozialunternehmer jene sozialen Probleme lösen, die der Staat und das fehlende Sozialsystem nicht (ausreichend) lösen konnte, ganz besonders in den Bereichen Energie- & Wasserversorgung, Ernährung, Bildung und im Gesundheitswesen.

Wer in den letzten Wochen und Monaten die heimischen Medien verfolgt hat, konnte auch hier erstmals über vermehrt über „Social Entrepreneurship“ lesen (Essl Social Prize, Ashoka, Grameen, The Hub, emersense, Ennovent etc). Es hat also etwa 10 Jahre gedauert bis die Ideen von Indien, über die USA nach Österreich gelangt sind.

(Wolfgang Bergthaler)

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